Original Rede des 1. Kommandanten Hartmut Schletterer

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Lutz Egerer,

sehr geehrte Gäste sowie alle anwesenden Feuerwehrkameradinnen und –kameraden!

Es sei mir hoffentlich verziehen, wenn ich nicht jeden Ehrengast namentlich erwähne, um meine Rede aufs Wesentliche zu beschränken, außerdem möchte ich niemanden vergessen, darum gestatten Sie mir für alle Anwesenden ein Grüß Gott und ein Herzliches Willkommen.

Was sagt man an so einem Tag?

Was hält man für eine Rede?

Es gibt sehr viel über den Werdegang und die Entstehung dieses Bauwerkes zu erzählen. Ich habe mich dazu entschieden, auch im Hinblick auf Feuerwehrkameraden, denen so ein Bauwerk noch bevorsteht, den Weg zu beschreiben bis wir hier stehen konnten.

Sollte sich jemand bei der Beschreibung der Entstehung dieses Projektes persönlich angegriffen fühlen, so sei ihm versichert, dass es nicht in meiner Absicht steht jemanden beleidigen zu wollen. Gewisse Abschnitte meiner Ausführungen würden aber sonst nicht der Wirklichkeit entsprechen.

Begonnen hat alles Anfang der 2000er Jahre als mein Vorgänger Kommandant Gerhard Großberger und sein Stellvertreter Günter Egerer aufgrund der steigenden Einsatzzahlen und des größer werdenden Fuhrparkes die ersten Überlegungen zum Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses bzw. einer Erweiterung am alten Standort ins Auge fassten. Aufgrund der chronisch klammen öffentlichen Hand wurde am alten Feuerwehrgerätehaus erst gemessen, überlegt und dann schlussendlich wegen des fehlenden Platzes und der schlechten Statik die ganze Sache wieder verworfen. Zu diesem Zeitpunkt gab es wohl schon Gespräche mit kommunalen Politikern, aber es gab noch lange keinen Ratsbeschluss, um überhaupt in dieser Sache voran zu kommen. Die beiden Kommandanten ließen sich trotz allem nicht von dem Gedanken abbringen und versuchten alles Mögliche um Abhilfe schaffen zu können.  Der Gedanke eines Neubaus wurde immer klarer und konnte auch nicht mehr wegdiskutiert werden.  An dieser Stelle möchte ich mich bei meinem verstorbenem Amtsvorgänger Gerhard Großberger und seinem Stellvertreter Günter Egerer für ihre Hartnäckigkeit recht herzlich bedanken! Ohne Eure Fußstapfen hätten wir diesen Weg nicht gehen können.

Einige Jahre später und nach vielem Hin und Her konnte man sich dann doch dazu durchringen 2007 im Gemeinderat einem Beschluss zum Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses in Petersaurach zuzustimmen. Nachdem wir uns einige, damals neu gebaute Häuser, anschauen konnten und uns auch ein Bild machten in welche Richtung es gehen sollte, gab es einen kleinen Architektenwettbewerb, bei dem man sich für das Architekturbüro Domscheit aus Ansbach entschieden hat. Was sich als richtig erwies.

Hier hatten wir einen jungen, frischen Architekten gefunden, der bereits beim Bau des Hauses in Leutershausen ohne Schnörkel und Schnickschnack einen zweckgebundenen Bau entwarf. So etwas wollten wir auch! Ein Feuerwehrgerätehaus, welches unseren Zwecken entspricht und genügend Platz für Gerät und Mannschaft bereithält.  Wir wollten kein fränkisches Satteldach mit Biberschwanzeindeckung und Sprossenfenstern, nur einen Bau, der unseren Bedürfnissen gerecht wird. Wir waren guter Dinge und dachten: Klasse jetzt geht´s los!

Weit gefehlt!

Ich weiß nicht an was es lag, lag es am Geld, wollte oder konnte man zu diesem Zeitpunkt nicht? Es tat sich halt nichts!

Als Gerhard 2012 aus gesundheitlichen Gründen und 18-jähriger Kommandantentätigkeit aus seinem Amt ausschied und ich als neuer Kommandant der Feuerwehr Petersaurach gewählt wurde, gab er mir mit auf den Weg: „Do musst wart´n kenna, obber lass nie locker!“

Wir wollten und konnten aber nicht mehr warten! Wenn es von der richtigen Seite regnete und Wind ging, lief in der alten Küche das Wasser aus der Deckenlampe heraus, über den Fenstern im Schulungsraum war es feucht. Wir hatten keinen separaten Zugang für die Einsatzkräfte und mussten uns mit den Großfahrzeugen durch die viel zu engen Hallen-Tore quetschen. Es gab keine Spinde, unsere Kleiderhaken waren so nahe an den Fahrzeugen, dass wir die Türen teilweise nicht öffnen konnten. Der Jugendraum war eine holzvertäfelte Wand an der 10 Jugendhelme hingen. Wohlgemerkt in der Fahrzeughalle!

Man kann sich vielleicht vorstellen, was die Kameradinnen und Kameraden dachten, wenn sie zum Einsatz kamen, sich umzogen und ein 12 Tonnen schweres Feuerwehrfahrzeug nicht einmal 30 cm entfernt an ihnen vorbei losfuhr. Es ist auch nicht besonders lustig, zum Einsatz gerufen zu werden und man muss erst die Haspel ans Fahrzeug anbauen, weil dieses nicht im Ganzen in die Halle passte. Auch machte es keinen Spaß erst verschiedene Anhänger in der Halle zu rangieren, um den richtigen heraus zu bekommen. Alles in Allem: Ein untragbarer Zustand und jenseits dessen was man heute als Standard betrachtet!

Mein Stellvertreter Daniel Mogge und ich beschlossen, unserem Bürgermeister mit seinem Gemeinderat einen Brief zu schreiben, um die Mängel darstellen zu können.  Auch machten wir uns Gedanken um die Verantwortung, die wir gegenüber unseren Einsatzkräften haben. Wir konnten diese Verantwortung nicht übernehmen und baten in einer Gemeinderatssitzung uns nochmals persönlich erklären zu können. 

Man hätte auch aufgeben können, aber ein Feuerwehrmann gibt nicht auf!

 

Wir bekamen eine Einladung zu einer Sitzung auf der wir vorsprechen konnten und wo wir auch die einschlägigen bayerischen, nationalen und europäischen Richtlinien für Feuerwehrgerätehäuser, -arbeitsstätten und sonstigen die Feuerwehr betreffenden Angelegenheiten zum Ausdruck bringen konnten.

Das zeigte Wirkung! Es stellte sich heraus, dass die Ratsmitglieder bis zu diesem Zeitpunkt teilweise eine ganz andere Vorstellung von der Feuerwehr im Allgemeinen und deren Arbeitsweise und Vorschriften im Besonderen hatten. Wir boten jeder Fraktion an, sich im Einzelnen und ohne Zeitdruck an einem neutralen Ort zu treffen um über unser Anliegen und die Hintergründe, Normen und Vorschriften zu sprechen. Dies wurde teilweise auch angenommen und stellte sich als richtig heraus. Zu diesem Zeitpunkt hätten wir uns allerdings etwas mehr Interesse gewünscht, aber es gab ja auch noch andere Projekte in der Gemeinde, die sehr wichtig für die Entwicklung der Kommune waren und sind.

Trotzdem bewegte sich etwas! Es gab verschiedene interessierte Gemeinderäte, die sich sogar spontan bei einem Einsatz ans Feuerwehrhaus begaben, um sich ein eigenes Bild von der dort herrschenden Situation zu machen. Vielleicht hat auch das dazu beigetragen, dass sich die Stimmung zu unseren Gunsten veränderte.

 

Da wir schon einen Architekten an der Hand hatten, war es auch in einem vernünftigen Zeitrahmen möglich mit den ersten Vorplanungen zu beginnen. Es wurde ein Bauausschuss gebildet, in dem man sich über die Grobplanung Gedanken machte, es folgten zahllose Telefonate mit übergeordneten Stellen, man traf sich auf der Regierung, um die Vorplanung bekannt zu geben und auf Standfestigkeit zu prüfen. Auch besuchte man immer noch Feuerwehren, die in jüngerer Zeit neue Häuser gebaut hatten. Man saß zusammen, man redete und man stritt auch manchmal, um einen genehmigungsfähigen Plan erstellen zu können.

Auch die Verhandlungen um ein passendes Grundstück waren nicht ganz einfach. Ein im Industriegebiet in der Nähe der RKW liegendes Grundstück schied aus. Grund dafür war die Lage jenseits eines Bahnübergangs und die unmittelbare Nähe zur Fabrik sowie die dezentrale Lage außerhalb der Ortschaft. Eine weitere Fläche wurde aus Kostengründen verworfen. Schließlich einigte man sich auf die jetzige Lage da ein Teil schon im Besitz der Gemeinde war und der Rest von einem Feuerwehrkameraden erworben werden konnte.  

Nun konnte der Plan dem Gemeinderat vorgestellt werden und dieser wurde nach einigen Beratungen auch so verabschiedet. Dass hier der Eine oder Andere nicht ganz glücklich war, vielleicht aus Kostengründen, vielleicht auch aus persönlichen Gründen, das war mir schon klar und man hat´s auch gesehen. Trotzdem wurde die Notwendigkeit dieses Vorhabens von allen Ratsmitgliedern erkannt.        Dafür möchte ich mich auch im Namen meiner Kameradinnen und Kameraden sehr herzlich bedanken! Es gab noch weitere unzählige Gespräche und Treffen, Telefonate, viele, viele Stunden am Computer, auch viele schlaflose Nächte, bis dann endlich am 6. Juli 2016 um 10 Uhr das erste sichtbare Zeichen einer Baustelle auf dem Grundstück ausgemacht wurde. Ein Toilettenhäuschen!              In den Folgetagen begannen die Aushubarbeiten und es gab erste beachtliche Fortschritte. Am Freitag den 16.09.2016 konnte bereits der Grundstein gelegt werden und am Freitag den 14.10.2016 konnten wir Richtfest feiern. Heute am 30.09.2017 begehen wir nach mehr als zehn Jahren Verhandlungen, Beschlüssen und harter Arbeit die Feierlichkeiten zur Einweihung unseres neuen Domizils.

Es gäbe noch sehr viel zu erzählen, auch könnte man Statistiken vorlesen wie viel Tonnen Beton, Steine und Holz verarbeitet wurden, aber ich glaube das ist hier, heute und jetzt nicht so wichtig. Für mich ist es auch nicht mehr von Bedeutung, dass kurz vor der Fertigstellung drei ausschlaggebende Gewerke nicht vergeben werden konnten, da eine Hand voll Gemeinderäte den Architekten sehen wollten, sich aber um den Bau selbst, nicht wirklich gekümmert haben. Vier Wochen später hat die Vergabe dann doch noch stattgefunden und die beteiligten Firmen haben alles gegeben, um noch rechtzeitig fertig zu werden. Es ist auch der Stress, die schlaflosen Nächte und das mulmige Gefühl ob doch noch was schief geht, vergessen. 

Für mich ist wichtig, dass wir jetzt ein angemessenes und wunderschönes Domizil haben, aus dem heraus wir der Bevölkerung im Schadensfall jederzeit zur Verfügung stehen. Es ist auch beruhigend, dass unsere Feuerwehrangehörigen jetzt nicht mehr, schon allein beim Anziehen der Schutzausrüstung, sich in höchster Gefahr befinden.           

Was ich noch anmerken möchte, dies ist zwar das Feuerwehrgerätehaus der Feuerwehr Petersaurach, es gehört aber der ganzen Gemeinde und wir würden uns sehr freuen den einen oder anderen hier begrüßen zu dürfen. Auch ist es ein Haus für DIE Feuerwehr und wir wären auch erfreut, die verschiedenen Kontakte zu den anderen Wehren der Gemeinde und darüber hinaus aufrechterhalten und ausbauen zu können.

Zum Schluss meiner Rede möchte ich mich bei unserem Bürgermeister Herrn Lutz Egerer und seinem Gemeinderat sowie Herrn Schlüter von der gemeindlichen Bauabteilung, dem Architekturbüro Domscheit, der Regierung von Mittelfranken voran Herrn Settler und allen am Bau beteiligten Firmen recht herzlich bedanken.

Ein Dankeschön gilt auch all denjenigen, die uns immer tatkräftig unterstützt haben sei es beim Putzen, Ausräumen, Umräumen, Einräumen und auch weiterhin unterstützen werden.

Herzlichen Dank auch an meine Feuerwehrler und eure Angehörigen, die euch beim Dienst in der Feuerwehr, zu Hause den Rücken freihalten.

Ein besonderer Dank gilt meinem Stellvertreter Daniel Mogge.

Daniel, du hast mich immer zu 100 Prozent unterstützt, hast organisiert, du hast Termine übernommen, warst immer zur Stelle, bist mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden und hast auch immer die für uns richtigen Entscheidung getroffen, wenn ich dienstlich verhindert war.

Schluss etz!